Anno 2007

Dezember:  Schweine-Hundt
Lieber Sozialmissbraucher! Als Arbeitgeberpräsident sagten Sie neulich in einer Talkshow, Deutschland müsse damit aufhören, Luxusdiskussionen zu führen. Dazu zählt für Sie 1. der verlängerte Bezug von ALG II bei über 50jährigen, 2. erhöhte Sozialleistungen bei der Pflegeversicherung (haben Sie ’nen Schlüssel zum Jungbrunnen, oder was?) und 3. natürlich der Mindestlohn!
Da sitzt also einer im Nadelstreifenanzug, stellt sein neues Buch „Mein Leben als Schweine-Hundt“ vor und erzählt mir, wie viel ich zu verdienen habe! Schönen Dank auch, aber wir knabbern noch an der letzten frohen Botschaft dieser Art, überbracht von König Hartz und Kanzler Schröder.
Natürlich vernichten bzw. verteuern Mindestlöhne gewisse Arbeitsplätze. Und zwar genau die, bei denen die rücksichtslose Ausbeutung der Arbeitnehmer zum Geschäftsmodell gehört (Und für die der Steuerzahler zusätzlich noch bezahlen darf!). Insofern sind Mindestlöhne keine wirtschaftliche, sondern eine soziale Frage. Aber die interessiert Sie ja frühestens wieder im nächsten Leben – hoffentlich dann nicht nur als geistiger Sozialfall…

November:  MehDorn im Auge!
Die Bahn macht mobil. Doch auf ihrem Weg an die Börse (oder sollte man besser „in die Börsen“ sagen?) ist Bahn-Chef Mehdorn längst vom rechten Kurs abgekommen. Denn wenn ein geschätzter Gesamtwert von 118 Milliarden Euro zu einem Börsenwert von gerade mal 18 Milliarden verhökert werden soll, dann kann man wohl zu Recht von der größten Vernichtung von Staats-, also Bürgervermögen der letzten Jahre sprechen.
Toll auch der Vorschlag einer „Bürgeraktie“. Das hat bei der Telekom ja schon so gut geklappt (jedenfalls 3 Monate lang) und stellt darüber hinaus geradezu ein kapitalistisches Meisterstück dar: Ich verkaufe meinen Kunden (!) nicht nur das noch mal, was ihnen sowieso schon gehört, sondern lasse mir noch einen zusätzlichen Anspruch auf Instandhaltung meines zukünftigen Schienen-Eigentums durch den Staat garantieren!
Normalerweise würde man jetzt in so einem Fall auf die Politik hoffen. Aber da Bundesverkehrsminister Tiefensee nichts anderes zu tun scheint, als an seinem künftigen Aufsichtsratsposten bei der Bahn zu arbeiten (ich weiß, ist nur eine wilde Spekulation von mir!), bleibt einzig die Erkenntnis: Auch ein Konkurs ist ein Kurs (es müssen ja nicht alle in die gleiche Richtung fahren!). Die Bahn kommt - uns teuer!

Oktober:  Die Hermans-Schlacht!
Liebe Talkgemeinde! Ist es nicht schön, dass wir in einer so offenen und diskussionsfreudigen Gesellschaft leben? Und dass die besten Köpfe des Landes – also Margarethe Schreinemakers, Senta Berger und Jürgen Vogel (Herr Kerner ist in diesem Zusammenhang eine zu vernachlässigende Größe) – derart engagiert die Qualität des Unsinns kontrollieren, der via TV über den Äther gejagt wird?
Sind es nicht Köpfe wie diese, die bei jeder passenden Gelegenheit darauf hinweisen, dem Rechtsextremismus müsse man sich stellen und argumentativ auf deren Vertreter einwirken? Und kaum stehen sie vor einer (zugegebenermaßen relativ naiven) Gleichsetzung über die im Nationalsozialismus praktizierten Familienwerte mit den damals gebauten Autobahnen, mutieren sie alle zu intellektuellen Geisterfahrern. Und ich Depp dachte, Talkshows seien zum Reden, zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung da?! Und so offenbaren sich flugs mindestens zwei (neue?) Tabus: Bloß nichts Gutes über ein tradiertes Frauen- bzw. Familienbild sagen. Und nie vergessen, dass alles im Nationalsozialismus schlecht war, außer … nee, lieber nicht! Aber is’ schon gut, dass wir drüber geredet haben…

September:  Ach du lieber Gott!
Lieber Großinquisitor Meisner! Natürlich gehört das Halten von Brand(stifter)reden zu Ihrem Berufsbild. Und ebenso natürlich konnten wir von verschiedenen Berufsverbrechern der unterschiedlichsten Branchen lernen, dass sie „privat“ durchaus sensible Züge offenbarten.
Insofern hat mich Ihr gerichtlich erwirktes Verbot, sich nicht mal von einem Kabarettisten in einer Kabarettsendung als „Hassprediger“ bezeichnen zu lassen, vollends von Ihrem guten charakterlichen Kern überzeugt.
Ich finde es auch nicht weiter schlimm, dass Sie keine Ahnung von Kunst haben, mal eben „Kultus“ und „Kultur“ gleichsetzen und nebenbei über die katholische Kirche als „die beste Religionsmutti der gaaanzen Welt“ bramarbarsieren (Wenn die Türken im 16. Jahrhundet einige Tage länger auf Wien eingeprügelt hätten, würden Sie jetzt selbst den Halbmond anheulen!). Denn Sie haben ja längst selbst dafür gesorgt, dass man nicht mehr jedes Ihrer Worte ernst zu nehmen braucht.
Allerdings hätte ich mir die zuvor gelobte Empfindsamkeit beim Verwenden problematischer Begriffe auch in Ihren eigenen Tiraden gewünscht. Denn es ist doch höchst merkwürdig, wenn jemand, der von Berufs wegen „das Wort Gottes“ verkünden soll, seine Sprache (und das dazugehörige Denken) derart mangelhaft im Griff hat, dass er sich hopplahopp eines Nazi-Jargons bedient, dass zur Legitimation der Verfolgung und Ermordung von Millionen Menschen geführt hat.
„Entartet“ ist daher nicht etwa irgendeine Kunst, sondern Ihr Denken! Der liebe Gott würde sich im Grabe umdrehen, könnte er Sie hören! Das wäre gut für Sie. Denn sollte er nicht tot sein, wünsche ich Ihnen viel Spaß mit Ihrem Fegefeuer! Merke: Wir müssen alle dran glauben…

August:  Mich stört nichts, ich bin gestört!
Liebe Firma Vattenfall!
Aus gegebenem Anlass möchte ich Sie auf den Unterschied zwischen dem „Spiel des Lebens“ und dem „Spiel mit dem Leben“ hinweisen.
Zum „Spiel des Lebens“ gehört natürlich aus unternehmerischer Sicht, Ihre Atomkraftwerke so kostengünstig wie möglich zu betreiben. Klar, würd’ ich auch machen. Heikel wird es jedoch, wenn aufgrund einer Gewinnmaximierung die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Anlage (oder besser gesagt: zum Schutz der Menschen VOR der Anlage) unterbleiben. Dann wird aus dem Spiel schnell ernst – nämlich der Ernst unseres Lebens!
Oder wie sonst soll man „160 sicherheitsrelevante Mängel“ beim AKW Krümmel und 707 „offene Punkte aus der Sicherheitsüberprüfung für das Kernkraftwerk Brunsbüttel“ beurteilen? Mal abgesehen davon, dass die Vorgänge bei den Störfällen der letzten Jahre gezeigt haben, dass diese Technik eigentlich nicht beherrschbar ist: Wir können uns auf dem Gebiet der Atomkraft wahrlich keinen Fehler leisten. Und bekannte Fehler zu ignorieren, heißt, mit unser aller (auch Ihrem!) Leben zu spielen.
Ich möchte jedenfalls nicht erleben, dass Sie eines (schönen?) Tages nicht mehr wissen, wo Sie sich Ihre täglichen 1 Mio. EUR Gewinn durch jedes der o. g. Kraftwerke hin stecken sollen, da es keinen Ort mehr gibt, der Ihrem wirtschaftlichen Engagement einen fruchtbaren Boden bieten könnte!
Was tun, wenn sich das AKW Krümmel in die Atmosphäre „verkrümmelt“?? Dann hilft nur noch ein offener Umgang mit dieser Problematik, für den Sie ja (dank auch eines gerichtlichen Urteils) zweifellos bekannt sind. Als Anerkennung Ihrer nicht enden wollenden Bemühungen überlasse ich Ihnen daher den folgenden Werbe-Slogan: „Vattenreinfall – bei uns brennt immer die Hütte!“ völlig kostenlos! Denn wenn Sie ihn einst brauchen, haben wir alle schon die Zeche bezahlt. Glück auf!

Juli:  Im Namen des Volkes
Lieber Fritze Merz! Mit großer Freude habe ich das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Kenntnis genommen, dass Ihre Klage gegen die Offenlegung von Abgeordneten-Gehältern abgewiesen hat! (Zwar hätte ich mir ein deutlicheres Urteil gewünscht, aber immerhin.)
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich neide es Ihnen nicht, dass Ihre Steuererklärung längst nicht mehr auf einen Bierdeckel passt. Von mir aus können Sie mit jedem Beruf der (Wirtschafts)Welt so viel verdienen, wie Sie und Ihre Erben wollen. Aber wenn ich recht informiert bin, haben Sie bereits einen Job: Einige – zugegebenermaßen verwirrte – Wähler haben Ihnen den Auftrag gegeben, ihre (also deren!) Interessen zu vertreten. Fragt sich nur, gegen wen? Vielleicht gegen den einen oder anderen Konzern (vom BVB einmal abgesehen), bei dem Sie für eine jährliche Bezahlung von über 7.000 EUR im Aufsichtsrat, Beirat oder Verwaltungsrat sitzen??
Damit Sie dieser Aufgabe unabhängig und ohne persönliche wie finanzielle Einbußen nachkommen können, erhalten Sie dafür ein monatliches Salär von ca. 7.000 EUR (von einer Pension mal ganz zu schweigen), mit dem der eine oder andere Geizkragen schon ganz gut über die Runden kommen könnte.
Ich frage mich jetzt: Wenn es andere Bierdeckelsammler als einen Fulltime-Job ansehen, nur (!) einen Aufsichtsratsposten zu bekleiden, wie sieht dann Ihre Tätigkeit bei gleich zehn Unternehmen aus? Lesen der monatlichen Mitarbeiterzeitung? Shakern mit der Chefsekretärin? Regelmäßige Kontrolle des Bierdeckelbestandes in der jeweiligen Firmenkantine??
Ich kann ja nachvollziehen, dass Sie sich als Schoßhund Angela Merkels nicht ausgefüllt fühlen. Und um Ihrem persönlichen (d. h. in Ihrem Falle wohl: finanziellen) Glück nicht länger im Wege zu stehen, möchte ich Sie im Namen des Wahlvolkes von dieser ungeliebten Tätigkeit befreien und kündige daher das zwischen uns bestehende Arbeitsverhältnis zum nächstmöglichen Zeitpunkt.
Sie werden verstehen, dass ich auf Grund Ihrer klagenden Verhaltensweise (s. o.) in Ihrem eigenen Interesse von der Erstellung eines Zeugnisses absehe. Ich wünsche Ihnen aber dennoch für Ihren weiteren Lebensweg … ach is’ mir doch egal!

Juni:  Meineidgenossen
Lieber Jörg Jaksche! Ich bin Ihnen geradezu dankbar dafür, dass Sie bei Ihrem Betrugs-Geständnis auf Zabelsche Krokodilstränen in unschuldsweiß verzichtet haben (er hatte bestimmt noch welche übrig!).
Auch Ihr offenherziges Eingeständnis, nur deshalb jetzt Ihr Schweigen zu brechen, weil Sie auf der berühmt-berüchtigten Dopingliste des Herrn Fuentes stehen, hat mich schwer beeindruckt. Richtig so: Immer nur das zugeben, was eh schon bekannt ist! Merke: Auch Sportpolitik ist nur – tja – Politik!
Ebenso nachvollziehbar Ihre reuelose Aussage, dass Sie ansonsten – wie all die Jahre zuvor – einfach weitergedopt hätten. (Buisiness as usual, halt. Oder sollte man es schlicht „Chancengleichheit“ nennen?) Und geradezu vorbildlich finde ich Ihre Bereitschaft, sich als Kronzeuge zur Verfügung zu stellen, um endlich auch mal andere (und nicht immer nur sich selbst) in die Pfanne hauen zu können!
Erst die daran geknüpften metaphorischen Bedingungen, wie: „Alle fangen wieder bei null an“ (d.h. „Eigentlich sind die anderen schuld.“), „Straffreiheit für Dopingsünder“ (d.h. „Gestehen ist Strafe genug.“) sowie das „Bestehenbleiben aller Verträge der Radprofis“ (d.h. „Finanz-Spritzen finde ich völlig in Ordnung.“) haben mich eine weitere Nebenwirkung des Medikamentenmissbrauchs erkennen lassen: den völligen Verlust sämtlicher rechtlicher und moralischer Grundwerte. Von der Ihnen avisierten Verleihung des „Deutschen Radmutter-Kreuzes in Carbon“ muss ich daher leider wieder Abstand nehmen.
Schade nur, dass Sie jetzt für die „Tour de Farce“ gesperrt sind. Ihre unterschriebene Ehrenerklärung hätte mich wieder ruhig schlafen lassen – vor allem bei den Übertragungen!

Mai:  Alles Paranoia macht der Mai
Man hat sich ja schon fast daran gewöhnt, dass der Staat beginnt, sich gegen die eigenen Bürger zu wenden - wie nicht zuletzt der Fall Kurnaz eindringlich bewiesen hat. Die Unschuldsvermutung gilt nicht mehr. Jeder von uns ist ein potentieller Täter und muss auch so behandelt werden. Und das perfide am Terrorverdacht ist, dass eben ein Verdacht als Begründung ausreicht, um die volle Breitseite der Justiz anzuwenden. Jetzt neu im Angebot: Zugriff auf Mautdaten, bundesweite Fingerabdruck-Datei, automatischer Videoabgleich, Speichern von Telefondaten für ein halbes Jahr; biometrische Pass-Fotos schon bei Kindern, Online-Durchsuchungen von PCs …
Wie, Online-Durchsuchungen von PCs? Die sind doch vom BGH verboten worden?! Im Prinzip schon. Allerdings redet der BGH ja viel, wenn der Tag lang ist, so dass sie Schily 2005 in einer geheimen Dienstanweisung am Parlament vorbei wieder erlaubte. Das ist aber nur deshalb raus gekommen, weil Schäuble dafür jetzt mehr Geld verlangt hatte! Das heißt: Der Mann weiß selbst nicht, was legal ist! Jetzt weiß er es, doch anstatt sich an die Verfassung zu halten, will er sie halt ändern.
Der sicherste Staat ist der Überwachungsstaat. Allerdings kommt dann der Feind nicht mehr von außen, sondern innen, zumeist in Form des Innenministers. Dabei weiß man doch spätestens seit der Always-Ultra-Werbung, dass es heißt: Mit Sicherheit ein GUTES Gefühl – und nicht einfach nur ein Sicherheitsgefühl!
Es gibt keine Sicherheit vor fanatischen Bahnfahrern (Motto: Blödsinn mit Lötzinn!), nur größere Chancen bei der Aufklärung. Und da bin ich der Meinung: Lieber einen Täter nicht erwischen, als 10.000 Unschuldige ins Visier genommen (was hier ja auch wörtlich zu nehmen ist) - auch das muss eine Demokratie aushalten können.
Die größte Gefahr für mein Leben bin ich selbst! Ansonsten kann ich zum Thema „innere Sicherheit“ nur sagen: Kondome schützen (auch im Sitzen)!
Die Hausdurchsuchungen bei angeblichen Linksterroristen im Vorfeld des G8-Gipfels zeigen, wie leicht es mittlerweile ist, mit Terrorkanonen auf kritische Spatzenhirne zu schießen. Was kommt als nächstes? Folter zum Erpressen von Geständnissen? Na, wenn’s der „guten Sache“ dient?! Und um in Schäubles Denkmuster zu bleiben, möchte ich den guten alten elektrischen Stuhl noch einmal ins Gedächtnis rufen. Denn der hat eine beeindruckende Bilanz: Keiner von denen, die auf ihm Platz genommen haben, ist jemals wieder straffällig geworden! Vielleicht sollte Schäuble schon mal Probesitzen…

April:  Oettifant im Porzellan-Laden!
Lieber Herr Ministerpräsident Gott sei Dank nicht meines Bundeslandes!
Ich kann ja verstehen, dass Sie nicht mit der guten alten CDU-Tradition brechen wollten, ehemalige Nazis mir nichts dir nichts in die Partei aufzunehmen, und das Deckmänntelchen des Schweigens über deren heikle Vergangenheit zu hängen (zumindest so lange, bis eine meist schmutzige Vergangenheit an die Öffentlichkeit kommt)!
Auch habe ich schon den einen oder anderen Satz von Ihnen vernommen, den ich nicht einmal mit den beliebtesten Vorurteilen gegenüber Ihren Bundeslands­genossen erklären konnte. DAS wäre mal eine „Trauerrede“ wert!
Sich nun aber dackelblickend hinzustellen, und mit Hans Filbinger einen ehemaligen NS-Marinerichter zum „Gegner der NS-Diktatur“ umzuetikettieren, zeugt schon von einem ganz besonderen Geschichtsverständnis:
Wenn ich Sie richtig verstanden habe, waren demnach die Nazis bekannt dafür, Regimegegner in Schlüsselpositionen zu etablieren, um sie dann gegen ihre eigene Überzeugung agieren zu lassen (in unserem Fall also als Diktatur-Gegner einem Deserteur zu einem – na sagen wir mal: vorgezogenen – letzten Willen zu verhelfen)! Perfide, perfide.
Natürlich kann man Fehler machen. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht. Will sagen: Dumm sein ist nicht schlimm – andere für dumm verkaufen, schon. Insofern verstehe ich die Rufe nach Ihrem Rücktritt nicht – geistig sind sie es doch schon!
Mit rechtschaffenden Grüßen
Ihr mieser peter

März:  Ein Lob der schlagenden Verbindung!
Daran hätte unsere Frankfurter Familien(hin)richterin nicht im Traum gedacht, dass einmal eines ihrer Urteile derart hohe Wellen – tja! – schlagen würde: Mit dem Verweis auf das angebliche Züchtigungsrecht des Mannes im Koran (Äh, hallo, mal ’nen Islamexperten zu dem Thema befragt?), lehnte sie den Antrag auf Schnellscheidung einer in diesem Sinne „glaubenstreu erzogenen“ Ehefrau eines Marokkaners ab! Eigentlich gut so.
Denn das Problem dieses Urteils ist nicht etwa eine Art vorauseilender Gehorsam vor der kastrierfreudigen Schere im Kopf des Gut-Gläubigen: ’Ne Oper kann man schon mal absetzen. Oder gar das Eliminieren des Grundgesetzes angesichts der Berücksichtigung der Scharia (Aufnahme des letzten neuen Gesetzes im 15. Jahrhundert!) im bundesdeutschen Rechts- und Werteraum (jawohl, die gehörten einst zusammen!): Ein Ehrenmord ist ja irgendwie auch so eine Art Totschlag – wie ein weiteres Urteil zeigte.
Nun aber laufen den christlichen Kirchen scharenweise die Mit-Glieder davon. Denn mit derart schlagkräftigen Argumenten im geistigen Hinterwald, versuchen nun Millionen nicht-muslimischer Männer so schnell wie möglich den Glauben zu wechseln (verloren haben sie ihn ja schon oft!), um mit bestem Wissen ohne Gewissen erzieherisch auf ihr eheweibliches Gegenunter einzuwirken. Merke: Handarbeit ist wieder in! Wenn nur die scheiß Beschneidung und das Alkoholverbot nicht wären! Aber dafür finden wir bestimmt auch noch eine grund(ge)sätzliche Lösung...

Februar:  Nix geRAFft!
Na, das nenne ich doch mal ein Eigentor: Christian Klars Grußwort an die Nation und die, die gerne dazu gehören würden, litt nicht nur unter einem ungünstigen Timing. Denn wie das Sprichwort schon sagt: Man kackt nicht dahin, wo man isst! Wenn ich also von meinem „Gegner“ Hafterleichterungen und Gnade erwarte, dann sollte ich tunlichst vermeiden, dass der sich auch als Gegner fühlt – zumindest wenn er ideologisch ebenso verhärtet ist, wie ich selbst.
Schlimmer noch: Es hätte ja durchaus den einen oder anderen kritischen sowie kapitalismuskritischen Punkt anzumerken gegeben – auch wenn die westliche Siegermentalität nach dem Zusammenbruch der DDR über jeden Zweifel erhaben zu sein scheint. Allerdings sollte man dabei eine Sprache wählen, die auch ohne Wörterbuch „Ideologisch – Deutsch“ zu entschlüsseln ist, sonst gibt es eben keine Diskussion, sondern allenfalls Konfusion. Wobei die Reaktionen der Sich-angegriffen-Fühlenden mindestens genauso behämmert waren, wie die Aktion selbst. Da sind die Westerwellen mal wieder gehörig hoch geschlagen.
Der Vorfall zeigt tragischerweise aber auch, wie sehr sich „Otto Normal“ bereits mit seiner politischen Ohnmacht abgefunden hat (Protest wozu?). Und dass eine Haftstrafe von nunmehr vierundzwanzig Jahren einen Häftling derart aus der Zeit fallen lässt, dass dem Gnadengesuch der Gnadenschuss beinahe vorzuziehen wäre – denn tot ist man anscheinend in beiden Fällen…

Januar:  Rad ab!
Armer deutscher Autofahrer, der du so brav warst, dem von der Versicherungs­wirtschaft und unseren obersten Steuermännern ausgekungelten Gesetz (Ist natürlich nur so eine wilde Spekulation von mir - aber die haben doch bestimmt auch ein paar fesche Leihbeamten am Start, oder?!) zu folgen, und dir Winterreifen unter den längst vertrockneten Weihnachtsbaum gelegt hast.
Natürlich hast du nichts dagegen, dass sich Versicherungen immer mehr aus ihrer Verantwortung stehlen, indem sie ihre Leistungen mehr und mehr einschränken (Denn ein Unfall passiert ja zumeist aufgrund eines persönlichen Fehlers und nicht, weil mein Gummi die falschen Noppen hat – gilt ja auch für andere Lebensbereiche!). Und natürlich tut die Bundesregierung gut daran, jede Form eines künstlich erzeugten Umsatzes via Gesetz zu nutzen. Die Reifenhändler waren schließlich längst schon mal dran (und nun eben spätestens alle fünf Jahre wieder)!
Aber jetzt sitzt du bei 15 Grad im Eiscafé, schaust auf deine hässlichen schwarzen Stahlfelgen und sorgst dich nicht mehr nur um deinen Antrieb, sondern auch um den daraus folgenden Abrieb! Aber du solltest dankbar sein: Selten hat es dir eine Regierung leichter gemacht, dauerhaft Spuren zu hinterlassen – wenn’s auch nur auf der Straße ist!